Ausgewandert: 5 Jahre Berlin und wie es mir damit geht

von Sarah Kuhn
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Juhui, ich feier Jubiläum. Nein, nein nicht mit dem Blog aber nun sind schon fünf Jahre vergangen, seit es für mich hiess Koffer packen und mit dem One Way Ticket von Zürich nach Berlin. Irgendwie kommt es mir vor als wäre es grade erst vor kurzem gewesen, dass ich diesen spontanen Entschluss fasste aber irgendwie auch als wär ich schon mein halbes Leben lang hier im Norden.

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In diesem Artikel möchte ich über meine schönsten und schlechtesten Erfahrungen in Bezug auf meinen Umzug nach Berlin schreiben. Wie es mir in der deutschen Hauptstadt geht und wie ich mir die Zukunft vorstelle.

Meine schönsten Erfahrungen

Ich wurde Katzen Mutti

Meine wohl schönste Erfahrung durfte ich direkt am Anfang dieser Reise machen als ich mir meinen lang ersehnten Traum erfüllte und mir ein Kitten holte. Ein Leben ohne meine geliebte Thia kann ich mir mittlerweile gar nicht mehr vorstellen! Die Kleine holte ich mir etwa einen Monat nach meinem Umzug somit ist es also auch für sie ein spezielles Jahr!

Freunde fürs Leben

Niemals hätte ich gedacht, dass in dieser Stadt Menschen kennenlerne, wo ich zu 99,99% sagen kann, dass ich mit diesen auch noch Blödsinn machen werde, wenn ich alt und schrumpelig bin. Besondern zu beginn schien es als würden Berliner Freundschaften komplett anders sehen als Zürcher. Hier war alles oberflächlicher, man lernte schneller Menschen kennen aber der Kontakt wurde nicht aufrecht gehalten. Umso glücklicher bin ich nun zu sagen, dass ich hier in Berlin Freunde fürs Leben gefunden habe.

Festival Vibes

Wann immer ich durch die Strassen von Berlin laufe (besonders in den warmen Monaten), fühle ich mich als wäre ich auf einem Festival. Das Wort „Langeweile“ kennt diese Stadt nicht! Die Strassen sind voll mit Musik, guter Laune und verrückter offener Menschen! Und nein, dass ist nicht nur am Wochenende so sondern auch unter der Woche durch tolle Nightlife Angebote – dafür muss ich sogar mal die BVG loben, denn die bringt einem auch an einem Dienstag um 2 Uhr Nachts gut nachhause. In Berlin fühle ich mich zuhause aber auch, wie im Urlaub, was echt cool ist. 

Bonus Punkt: Neben den unzähligen Strandbädern ist auch das Meer nicht weit weg. Ein Tag am Strand sonnen, geht dank der Ostsee auch super easy!

Beste Auswahl an Restaurants, Cafés und Bars

Was Essen angeht bin ich ziemlich picky daher freut es mich umso mehr, dass es in Berlin eine solche Vielfalt an Restaurants, Cafés und Bars gibt! Mittlerweile habe ich natürlich auch meine Stammlokale aber ansonsten gehe ich selten an einem Ort mehrmals hin, da es so viel auszuprobieren gibt! Übrigens ist Berlin auch das reinste Paradies für Vegetarier und Veganer, ich glaube ich habe in keiner Stadt so viele Angebote dazu gesehen.

Bonus Punkt: In Berlin lässt es ziemlich günstig Essen und Trinken!

Meine grössten Hürden

Money, money, money

Was mich gleich als erstes umhaute, war dass man doch mehr Geld für so eine Auswanderung benötig, als gedacht. Auch wenn ich bloss mit zwei Koffern kam und bereits eine Wohnung und einen Grossteil der Möbel vor Ort hatte, musste ich nach kurzer Zeit feststellen, dass ich doch mehr Geld brauchte als gedacht. Glücklicherweise halfen mir meine Eltern enorm ansonsten hätte ich bereits nach drei Monaten umkehren können.

Ausländerbehörde und die allg. Bürokratie

Nach dem Geld kam gleich die zweite böse Überraschung. Die Bürokratie ist in Deutschland nicht ganz so organisiert, wie ich es aus Zürich kenne. Lernen musste ich dies bei der Ausländerbehörde. Dort ging ich nämlich hin um mich zu melden, woraufhin mich ein Mitarbeiter wieder wegschickte und meinte, dass ich ein Brief bekommen würde. Lange Zeit bekam ich nicht und hatte das Thema schon beinahe vergessen, als knapp ein Jahr nach meinem Umzug ein Brief ins Haus flatterte mit einer Verwarnung.

Es ging darum, dass ich mich illegal im Land aufhalten würde und mich sofort bei der zuständigen Stelle melden müsse. Wie man es sich denken kann, kam der Brief kurz vor der Frist und selbstverständlich wollten die einiges an Geld von mir. Ich, die keine Ahnung hatte, ging also dahin und dachte, dass sich das doch schnell aufklären lassen muss. Schliesslich war ich vor Ort und hatte sogar meinen damaligen Freund dabei. Pustekuchen, behandelt wurde ich, wie eine lügende Schwerverbrecherin – von Kulanz keine Spur.

Für jeden der aus einem nicht EU Land in eins zieht: auch wenn euer Land der Nachbar ist und ein Sonderabkommen hat, müsst ihr euch selbst vor Ort melden. Wenn euch wer was anderes sagt, hört nicht darauf sonst habt ihr das gleiche Problem, wie ich. 

Wohnungsmarkt

Die Wohnungssuche in Berlin ist die reinste Hölle! Bis ich ein Apartment hatte, dauerte es drei Monate und einziehen konnte ich nochmals knapp drei Monate später. Damit hatte ich aber auch echt Glück und ich wohne nicht Mal in einem der beliebten Bezirken. Hätte ich meine Anforderungen nicht super runtergeschraubt würde ich wohl noch immer nach bezahlbarem Wohnraum suchen. 

Wenn man jedoch einige Abstriche macht und am Ball bleibt, ist es aber nicht unmöglich eine 3 Zimmer Wohnung zu einem akzeptablem Preis zu erhalten! Also an alle die hier grade was suche: Gebt nicht auf!

umzug berlin

Von A nach B kommen

Man kann dies als Vorteil und auch als Nachteil sehen, ich sehe es eher negativ. Wenn man irgendwas unternehmen möchte in Berlin hat man ewig hin. Als Faustregel gilt 30 Minuten um von A nach B zu kommen. Mittlerweile habe ich mich daran gewöhnt aber um ehrlich zu sein ziehe ich die Fahrtzeiten aus Zürich vor!

Dreckige Stadt mit viel Obdachlosigkeit

So sehr ich Berlin für seine Strandbäder, Parks und Wälder liebe, so sehr hasse ich, wie dreckig diese Stadt ist und wie hoch die Obdachlosigkeitsrate liegt. Besonders, wenn man grade aus einer Stadt wie München oder Hamburg kommt, schockt es doch, dass sowas in einem Land wie Deutschland möglich ist. Auf der einen Seite wünschte ich, dass sich all dies ändern würde aber ich glaube dann wär Berlin auch nicht mehr Berlin. Denn wie sagt man hier so schön: Wir sind hier arm aber sexy!

Für immer Berlin?

Dazu muss ich ganz klar „Nein“ sagen, denn so sehr ich Berlin liebe, möchte ich irgendwann eine Familie mit Kindern haben und die ganz bestimmt nicht in dieser Stadt aufziehen. Vorerst wäre jedoch meine Traum Situation eine Festanstellung in Zürich inkl. kleinem Apartment mit Homeoffice Option damit ich zwischen meiner aktuellen Wohnung (welche ich über alles liebe) und der zukünftigen hin und her pendeln kann.

Würde es nach meiner Familie gehen, wäre ich gar nie weggegangen. Hätte Mama halt auch nicht gedacht, dass ich gleich so weit weg ziehe als sie meinte, dass ich endlich mal raus aus der Wohnung soll. Da hat man das beste Beispiel dafür, dass man vorsichtig sein sollte mit seinen Wünschen.

Wieso ich erstmal in Berlin bleibe!

Was man sich jetzt bestimmt fragt, ist wieso ich denn noch in Berlin bin, wenn ich hier einen Beitrag über diesem überwiegend negatives aufzählte. Die Beziehung zu Tristan kann es ja nicht sein, denn die gibt es seit über einem Jahr nicht mehr. Tatsächlich bin ich der Meinung, dass Berlin DIE perfekte Stadt ist für Personen zwischen 20 und 30 Jahren ist. Tolles Essen, aufregende Leute, krasse Partys und Abwechslung bis zum Abwinken findet man hier. Ausserdem fühle ich mich in meiner neuen Wohnung unglaublich wohl und kann mir grade gar nicht vorstellen diese aufzugeben.

berlin fernsehturm

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4 Kommentare

Fernanda 8. Februar 2022 - 12:02

Super Beitrag! Danke vielmals! 😀 richtig informativ und mit guten Insights

Antworten
ohwyouknow 8. Februar 2022 - 17:12

Vielen, vielen Dank für Dein Feedback! <3

xx Sarah

Antworten
A. 10. März 2022 - 18:07

I’m moving to Berlin in a few weeks

Antworten
Arnold 17. März 2022 - 17:49

Very interesting!!

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